Zugegeben: Island ist nicht gerade ein Land das vor Kulinarik strotzt. Bei deren Wintern würde ich vermutlich auch nicht das Haus verlassen wollen. Meine Reise beinhaltete keine exklusiven Restaurants, es waren meist Hotel-Restaurants, authentisch isländisch wird man also vergeblich suchen. Aber das macht nichts, Fisch und Fleisch waren zumindest lokal und geschmeckt hat es auch. Typisch nordisch sind jedoch die Preise, eine Hauptspeise geht ab 30€ los. Beim Wein will man am liebsten garnicht nachrechnen, die Alkoholsteuer liegt hier im Spitzenfeld Europas. Aber vielleicht ist das auch was gutes? Alternativen abhängig von Industrie-Sodas sucht man aber vergeblich.
Gestartet hat es bei uns aber schon am Flughafen, eine Kochlegende wie Wolfgang Puck muss man austesten, auch wenn er nicht selbst kocht. Klar preislich nicht günstig, man ist schließlich auch am Flughafen, aber keinesfalls überteuert. Der Cornetto war sehr gut und die Pizza war ein Traum (Der Hype ist gerechtfertigt!). Zum trinken gab es Nordamerikanisches: Sauvignon Blanc 2019 von Wolfang Puck, leider nichts aufregendes, wenn man regionale Weine gewohnt ist dann auch zu süß. Es folgte jedoch ein Hit, Chardonnay 2019 von DAOU in Paso Robles. Zwar auch wieder Kalifornisch aber viel besser. Passte perfekt zur Pizza.
- Tatar vom Gelbflossen Thunfisch (Sesam-Miso Knusper, Masago, Chili Aioli, eingelegter Ingwer)
- Smoked Salmon Pizza (Dillcreme, rote Zwiebel, Keta Kaviar)


Angekommen in Reykjavik gings direkt zur Sandholt Bakeri. Man muss anstehen und mit min. 20min rechnen aber das ist es definitiv wert. Ein „Lifestyle“ Bäcker mit sehr breitem Frühstücksangebot den wir sogar zweimal besuchten.
- Fischburger mit Dill und Kartoffeln
- Waffel mit Beeren
- Shakshuka mit Speck
- Eclair, Baguette uvm








Der erste Abend im Mika in Reykholt setzte die Szene für alle weiteren. Man zahlt viel und bekommt meiner Meinung nach auch viel dafür. Zudem gibt es auch nie viel Alternativen, man muss bedenken dass dort weit und breit nichts ist und ewig vom Hotel will man dann auch nicht hinfahren.
- pan fried icelandic scallops served with a dark chocolate crumble, chili mayo, hazelnuts and green apples
- Roasted langoustines (300g) with garlic butter, served with salat and garlic bread
Schon am Eingang bekommt man mit dass es hier Schokolade gemacht wird, und dass sich das auch in der Vorspeise gezeigt hat fand ich super. Geschmacklich passte es sogar, und die kleinen isländischen Jakobsmuscheln waren sehr gut.



Weiter gings ins Gamla fjosid, wieder sehr regional, sogar vom eigenen Garten. Vom Stil her wirkt es einheimisch und die Speisen dementsprechend eher rustikal. Aber in allem sehr gut.
- Vulkansuppe (mit Rindfleisch und Gemüse)
- Fisch des Tages: Icelandic Cod mit Gemüse, Kartoffeln und Butter
- Skyr mit Himbeersauce(?)



Wieder moderner und direkt neben einem Wasserfall war das Kjarr in einer unscheinbaren kleinen Stadt. Bis zu dem Zeitpunkt das beste Restaurant. Interessant zuzuschauen war die offene Küche und mehr einheimische als erwartet. Auch bei den nicht-alkoholischen Getränken waren sie sehr hilfsbereit und empfahlen schnell eine Rotwein Alternative mit Johannisbeere.
- Beef carpaccio, pickled onion, truffle mayo, ruccola, hazelnut, pomegranate, Feykir
- Grilled icelandic lamb, new potatoes, honey roasted carrots and demi glace
- Tiramisu




Mit Abstand das experimentellste Restaurant war das Birki. Der Krabbensalat mit Cracker war gut, die Sauce beim Fisch traumhaft und das Dessert überraschte. Ich bin normal nicht der Lakritz Fan, aber in Verbindung mit Himbeere eine traumhafte Kombination.
- Icelandic rock crab (Chives, lemon, pomegranate, seed crackers)
- Fish of the day (Icelandic cod, potatoes, apple, kale, almonds, langoustine sauce)
- Liquorice & raspberries (liquorice mousse, raspberries, toffee caramel, meringue)



Das Hotel Aldan überzeugte mich zwar nicht mit der Schlafsituation (eher kleinere Zimmer) dafür war das Essen umso besser. Rentier ist eine total unterschätzte Spezialität! Die Lammkeule hatte ordentlich Farbe und das gibt natürlich auch das gute Aroma. Zum Abschluss gab es sogar noch einen Gin Tonic, mit dem Duft der getrockneten Wacholderbeeren die meine Nase umschmeichelten.
- Rentier Tartar auf Knochenmark mit Sauerteigbrot
- Lammkeule mariniert in Knoblauch und Kräuter mit Kürbisgnocchi, sautierter Kohl und Weizenjus
- Pavlova
- Gin Tonic




Zu Mittag waren wir immer auf der Reise und unterwegs gabs selten was auf dem Weg. Diesmal lächelte uns jedoch ein Restaurant an dass ich als Truckerrestarurant bezeichnen würde. Gefühlt waren wir die einzigen nicht-heimischen. Im Dalakofinn in Laugar gabs zur Abwechslung mal einen Burger, den Smokey Valley mit Dorritos? Eine solide Mittagspause! Als Snack nahm ich dann noch die kleinen Zimtschnecken vom angrenzenden Shop mit. Kann ich ebenfalls sehr empfehlen.



Nach einer langen Autofahrt erreichten wir Husavik und übernachteten in der Hotelkette Fosshotel. Der Speisesaal war gleichzeitig ein Konferenzsaal. Platzangst musste man definitiv nicht haben, wir waren bereits um 17 Uhr dort, deshalb auch noch keine Leute. Gegessen habe ich die „Husavik Feast“.
- Creamy seafood soup with tiger shrimp and scallops
- Lamb with potatoes, sweet potato puree and demi glace
- Chocolate mousse with berries and caramel
In Allem seher solide und schön angerichtet. Dazu gab es Wein aus Chile, enttäusche nicht! Aber man merkt schon, viel Auswahl gibt es nicht. Als Fisch gab es entweder Dorsch (Cod) oder Seesaibling (arctic char), wobei man zweiteren halt bei uns sehr oft bekommt deshalb hab ich ihn nie gegessen. Oder sonst gibt es Lamm entweder von der Krone oder der Keule. Und Steak wird ebenfalls oft angeboten aber preislich spielt das dann nochmal in einer anderen Liga.





Wer mit mir mal Essen war, der kennt den Ausdruck „Pre-Snack“, gemeint ist ein Snack 1-2h vor dem eigentlichen Abendessen. Ganz nach dieser fast schon Tradition haben wir im Krauma, einen Thermalbad, das wir aber nicht besuchten etwas gegessen.
- Grilled tiger shrimps marinated in garlic served with bulgur salat, gemolata and aioli
- Dessert Duo: Hot chocolate fondant with an espresso cream brulee and marinted berries


Von einem Gewitter mit starken Windböen überrascht haben wir es dann wieder nach Reykjavik geschafft. Gegessen wurde im Restaurant Hekla im Hotel Island. Ich hatte zwar wieder mal den Cod aber hey, das Ribeye wäre doppelt so teuer gewesen!
- Catch of the day: pan fried cod, pumpkin puree, mushroom salad, roasted broccoli, tarragon sauce
- Ice cream selection


Abgeschlossen hatten wir unsere Reise dann im Library in Keflavik. Obwohl es zu einer Hotelkette gehört war es überraschend einheimisch, zumindest eine isländische Feier mit einigen Gasten fand am Nebentisch statt. Gegen Ende hin gab es dann sogar Livemusik, auf isländisch!
- Vorspeisenselektion: Graved Lachs, Rindcarpaccio, Thunfisch(?), Lachs im ganzen geflämmt
- Lachs mit Püree, Erdäpfel und Pesto
- Nachspeisenselektion: Vanilleeis, Brownie, Mousse, Creme Brulee



Vielleicht waren es die Strapezen der letzten Tage aber das Menü hat mir sehr gut geschmeckt. Rohen Fisch bekommt man außerhalb der Stadt kaum und auch Lachs ist eher selten, ich denke dass dieser erst von Norwegen importiert werden muss. Die Dessertvariation passte empfehlens perfekt. Ich finde das sollten mehr Restaurant so machen, von allem ein bisschen.
Abschließend zu erwähnen: Generell war ich positiv überrascht. Reykjavik hätte man essens-technisch sicher mehr ausnutzen können, als Stadt gibts da einfach viel mehr Zugänge. Hungriger hat man zumindest nie den Tisch verlassen. Pro Abend mit Wein muss man mit mindestens 100€ rechnen, was dann schon sehr ausgiebig ist.